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Kunst & Wirtschaft

von Marina Landia

In meiner künstlerischen Arbeit untersuche ich verschiedene Phänomene und Veränderungen im westlichen Wirtschaftssystem und ihre gesellschaftlichen Folgen.

Mein Ansatz basiert unter anderem auf den Ideen und den Prinzipien der Artist Placement Group, einer Britischen Künstlergruppe, die in den 70er  Jahren ein aus meiner Sicht wegweisendes  System für künstlerisches Arbeiten im Kontext der Wirtschaft entwickelt hat.

Die von APG ausgewählten Künstler wurden als sogenannte “incidental person” für eine begrenzte Zeit an verschiedene Wirtschaftsunternehmen und später an staatliche Institutionen vermittelt.  “Context is half the work”, lautete das programmatische Axiom von APG. Als Reaktion auf den gegebenen Kontext der jeweiligen Organisation sollten während “Placements” künstlerische Reflexionen entstehen, die die Denk- und Entscheidungsprozesse an diesen “Zentren der Macht” beeinflussen und so zum sozialen Wandel beitragen könnten.

“The Artist Placement Group seeks to develop a new professional being whose knowledge and skills extend across disciplines so that he can make connections between the various specialisms found within organisations.” schrieb Kunsthistoriker John A Walker. Man spricht hier von einem “Künstler”, der sich quer über einzelne Fachbereiche hinweg das Wissen aneignen kann; ein Künstler, der fähig ist Kategorien- und Disziplinübergreifend Wechselwirkungen zu erkennen und Verbindungen schaffen.

Künstlerische Arbeit  manifestiert sich für APG nicht so sehr in einem  materialen Kunstwerk, sondern in den Prozessen, die man zu beeinflussen versucht, und in der Aufmerksamkeit („Attention units“), die man insgesamt  für eine oder andere Idee gewinnen konnte. Der Künstler arbeitet in jedem Kontext weitgehend autonom und selbstbeauftragt,  definiert  seine Aufgaben selbst und orientiert sich in erster Linie an den langfristigen Zielen der Gesellschaft - so, wie er sie versteht.

In seiner Systemtheorie spricht Niklas Luhmann über die Beziehung von Kunst zu anderen gesellschaftlichen Teilsystemen wie Politik und Wirtschaft. Aus der systemtheoretischen Perspektive übernehmen die in sich geschlossenen Teilsysteme eine bestimmte Funktion für das Gesamtsystem. Unter „Interpenetration“ beschreibt Luhmann einen Zustand, in dem die Teilsysteme sich wechselseitig in Anspruch nehmen. Dabei geht es um Intersystembeziehungen, um das Ausloten von Konsensfähigkeiten.

(Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt/Main 1997.)

Die “Incidental Person” der APG ist für mich jemand, der zwischen den Teilsystemen wandert, dem aber letztendlich um das Gesamtsystem geht.

Ähnlich wie eine “incidental Person” versuche ich mir auf unterschiedlichen Wegen den Eintritt und die Einblicke in das globale Wirtschaftssystem zu verschaffen. Die daraus resultierten Reflexionen kommuniziere ich nach innen (innerhalb des Wirtschaftssystems) und nach außen. In Rahmen meines Lehrauftrags an der UDK, im Institut für Kunst im Kontext, wo wir mit der Gründerin von Artist Placement Group Barbara Steveni zusammenarbeiten, gebe ich diese Erkenntnisse und damit verbundenen Techniken an die Künstler weiter.

Marina Landia
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